Wie an einer Perlenschnur fahren die Autos allmorgendlich durch die Pestalozzistraße. Ein Auto nach dem anderen fährt in die enge Einbahnstraße hinein, viele halten kurz am Straßenrand an und lassen das eigene Kind aussteigen, ehe sie rasch weiterfahren. Die meisten Eltern tun dies ohne Frage rücksichtsvoll und aufmerksam, doch allein die schiere Menge an Autos ist in der engen Straße nicht ungefährlich und brenzlige Ausnahmen gibt es nach Aussage des Elternbeirats reichlich. Immer wieder würden Autos direkt vor der Schule parken, während sich andere Autos mit zwei Reifen auf dem Gehweg daran vorbeidrücken und zahlreiche Kinder, die vorbildlich zu Fuß zur Schule kommen, zwischen den Autos ihren Weg suchen. Zudem gibt es reichlich Fahrer, die die enge Pestalozzistraße lediglich als Durchgangsstraße nutzen und damit die morgendliche Frequenz an Autos in der Pestalozzistraße noch verstärken.
„Es mangelt leider sehr oft an Rücksicht“, berichtet auch Schulleiterin Hilke Bender. Um sich das einmal genauer anzusehen, sind Bürgermeister Guido Rahn und ein Team der Karbener Stadtpolizei kürzlich pünktlich zum Beginn des Schultages zur Pestalozzischule gekommen und beobachten den Verkehr. Und sie staunen nicht schlecht in welcher Taktung die Autos hier kurz vor Unterrichtsbeginn vorfahren. Die beiden Stadtpolizisten Stefan Fladung und Feryat Sahin nutzen die Gelegenheit und suchen mit den Eltern am Steuer das Gespräch. In den meisten Fällen treffen sie auf entspannte und verständnisvolle Eltern, doch einmal erwischen sie auch an diesem Morgen ein Auto beim Wenden in der Einbahnstraße. „Die meisten Eltern verhalten sich am Steuer rücksichtsvoll, doch leider wird oft unterschätzt, wie schnell auch rücksichtsvolle Autofahrer beim Rangieren in einer engen Straße ein Kind übersehen können“, mahnt Stadtpolizei-Chef Manuel Peña.
Sobald der Unterricht begonnen hat, ist der Spuk auch schon wieder vorbei und die Straße so ruhig wie eh und je. Doch damit die Botschaften und Erkenntnisse des Morgens auch an die Eltern weitergetragen werden, versammeln sich alle Kinder und Lehrkräfte kurz vor Unterrichtsbeginn auf dem Schulhof. In kurzen Ansprachen betonen Rahn und Peña nochmals, wie wünschenswert es ist, dass die Eltern wann immer es möglich ist, auf das Elterntaxi verzichten. Und auch die Elterninitiative fasst ihre Forderungen für die Pestalozzistraße nochmal in fünf Sicherheitsregeln zusammen: Freiwillig maximal 10 km/h fahren, niemals auf den Gehweg fahren, niemals vor der Schule halten, sondern außerhalb der Pestalozzistraße parken und am besten Laufgruppen bilden.
„Wir unterstützen die Forderungen der Initiative Sicher zur Schule in Karben“, betont auch Bürgermeister Guido Rahn, „und je mehr Eltern auf das Auto verzichten, desto sicherer wird es am Ende für alle!“ Seitens der Stadt sind zudem noch weitere Maßnahmen geplant. So wurden in der Weingartenstraße bereits zwei rot markierte Überwege geschaffen und ein größerer Verkehrsspiegel angebracht. Kürzlich wurden Absperrpfosten entlang der Pestalozzistraße aufgestellt, um ein Befahren des Gehweges zu verhindern. Außerdem kontrollieren Stadtpolizisten nun öfters morgens die Verkehrssituation. Zudem soll in naher Zukunft die Pestalozzistraße nicht nur saniert, sondern dabei auch umgestaltet werden. So ist beispielsweise eine Veränderung des Gehwegs und das Anbringen von Absperrpfosten angedacht. Der genaue Plan wird derzeit erarbeitet und mit den Anwohnern sowie Vertretern der Grundschule und des Kindergartens diskutiert.
Die Initiative „Sicher zur Schule in Karben“ gründete sich im Mai 2024, um ein Bewusstsein für die Verkehrssituation in der Pestalozzistraße zu schaffen und ein Umdenken der Autofahrer zu bewirken. Eine vom Elternbeirat im Mai durchgeführte Verkehrszählung vor der ersten und zweiten Schulstunde hat ergeben, dass zur Kernzeit rund 40 Autos durch die enge Pestalozzistraße fahren. Dabei wird oft zu schnell gefahren und zudem der Gehweg mitbenutzt, was eine Gefahr für die zur Schule laufenden Kinder darstellt. Außerdem parkten Eltern kreuz und quer auf dem Schulhof. Überraschenderweise waren die Autos aber nicht nur Elterntaxis der Pestalozzischule, sondern oft auch Fahrer, welche die Pestalozzistraße lediglich als Durchgangsstraße benutzt haben.
Daher plant auch die Initiative „Sicher zur Schule in Karben“ weitere Maßnahmen. Sie will insbesondere auch im Umkreis mehr Unterstützer für die sinnvolle Initiative gewinnen. „Erfreulicherweise beobachten wir, dass sich immer mehr Eltern an unsere fünf Sicherheitsregeln halten“, berichtet der Elternbeirat der Pestalozzischule im Nachgang zur Verkehrsaktion mit dem Bürgermeister und der Stadtpolizei.